Praxis für Humanistische Psychotherapie und Coaching

Atemtherapie

Die Atemtechnik des holotropen, das heißt auf Ganzheit ausgerichteten Atmens geht auf den Medizinphilosophen, Psychotherapeuten und Mitbegründer der transpersonalen Psychologie, Stanislav Grof, zurück. Sie ist eine Form der Selbsterfahrung, mit der sich alte Wunden heilen und die spirituelle Dimension unseres Seins wiederentdecken lassen. Mittels verbundenem Atem können wir in Bereiche unserer Erfahrung vor-stoßen, die uns im Tagbewusstsein verborgen bleiben und an die wir – die Zeit als Embryo, die Geburt oder die ersten Lebensjahre – keine bewussten Erinnerungen mehr haben. Gerade jene Phase ist jedoch prägend für unser gesamtes späteres Leben: In ihr können traumatische Erlebnisse und unverarbeitete Elemente abgespeichert worden sein, die unseren Alltag heute bestimmen und womöglich beeinträchtigen – ohne dass sie uns zugänglich sind.

 

Ziel des holotropen Atmens ist es, diese verborgenen oder abgespaltenen Persönlichkeitsanteile und unterdrückten Gefühle wieder ins Bewusstsein und an die Oberfläche zu holen. Werden sie hier zum Ausdruck gebracht, kann das reinigend und klärend wirken. Alte dysfunktionale Anteile lassen sich auf diese Weise be- und verarbeiten und schließlich integrieren.

 

Durch Musik verstärkt wird beim holotropen bzw. verbundenen Atmen beschleunigt und ohne Pause geatmet, sodass sich Ein- und Ausatem zu einem kreisförmigen Atmen verbinden. Der Organismus wird dabei regelrecht mit Sauerstoff überflutet. Er nimmt vermehrt Energie auf, die im gesamten Körper fühl- und erlebbar werden kann. Im Zuge dessen können sich teils chronische Muskelverspannungen lösen, in denen die verschütteten und verdrängten Anteile unserer Seele gebunden und dadurch unserem bewussten Wissen wie Erleben entzogen sind. Das bedeutet, dass der schnelle ungehinderte Atem unseren „Muskelpanzer“ in Bewegung bringt, den wir uns oft in sehr jungen Jahren als Schutz „zugelegt“ haben und der uns daran hindert, ganz im Jetzt anzukommen und aus unserer vollen Kraft zu leben. Jene alten gebundenen und erstarrten Seelenanteile beginnen sich jetzt zu lösen mit der Folge, dass wir in andere Bewusstseinszustände gelangen und so zum Beispiel verschüttete Erinnerungen oder bestimmte biographische Sequenzen, zum Teil mit kathartischer Wirkung, wieder ins Erleben bringen.

 

Der freie Fluss des Atems hat also große Bedeutung für die seelische Gesundheit. Schließlich ist der Atem – als unser Bindeglied zum physischen Universum – ein wichtiges Indiz und Spiegel unseres seelischen Zustands: Haben wir Angst, stockt uns der Atem und wir halten ihn an; sind wir nervös, atmen wir schnell, und sind wir entspannt, atmen wir frei und tief ein und aus.

 

Mithilfe des verbundenen Atmens lässt sich vergleichsweise schnell und wirksam in jene tiefen energetischen Bereiche und unbewussten Schichten vordringen – eine einfache Technik, die bereits in frühesten tibetischen und indischen Schriften zu finden ist. Und deren Ziel, unsere Lebensenergie wieder ungehindert in Fluss zu bringen, für unsere Entwicklung und unser Wohlbefinden höchst heilsam sein kann.